Katholischer Friedhof soll noch ökologischer werden – Trauer- und Begräbniskultur im Wandel

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Der gemeindeeigene Friedhof ist der Pfarrei St. Marien als pastoraler Ort sehr wichtig. Seit 1861 gibt es diese letzte Ruhestätte an der Friedhofstraße, jetzt sollen Modernisierungsmaßnahmen die Anlage zukunftssicher machen. „Der Friedhof soll ökologischer betrieben werden“, erklärt Kirchenvorstand Berthold Hof. „Und wir werden die Angebote für moderne und zeitgemäße Bestattungsformen ausweiten“.

Wenn Heiner Knostmann nur auf den Wegen alles Grün beseitigen will, das da nicht sein soll, dann muss er 12 Kilometer zurücklegen. Knostmann ist seit 23 Jahren Gärtnermeister mit der Fachrichtung Friedhofsgärtnerei, seine Familie betreut den Friedhof im Auftrag der Pfarrei schon viele Jahrzehnte. Der stete Kampf gegen den Wildwuchs ohne die Verwendung von Unkrautvernichtungsmittel kostet viel Zeit und damit Geld. Die Pfarrgemeinde als Besitzer und Betreiber der Anlage hat jetzt mit einem neuen hochmodernen Flämmgerät aufgerüstet. 

„Das ist die neueste Methode Pflanzen zu beseitigen“, sagt Berthold Hof: Die Pflanze wird nicht mehr nur zu Asche verbrannt, die dann den Boden weiter düngt. Stattdessen wird die Eiweißstruktur der Pflanze zerstört, die behandelte Fläche bleibt länger unbewachsen. Dirk Neumann ist Technikermeister und seit 36 Jahren auf dem katholischen Friedhof tätig. Seine Erfahrung und moderne Erkenntnisse werden kombiniert eingesetzt. Ab sofort wird auf dem katholischen Friedhof überhaupt kein Pflanzengift mehr eingesetzt.

Dabei haben die Gärtner mit der Hanglage und dem schweren Lehmboden zu kämpfen, die ständige Staunässe ist ein Problem. „Alles Wasser muss auf der Friedhofsfläche versickern“, so Heiner Knostmann. Es soll so gut wie nichts abgeleitet werden, das spart auch Kosten. Deshalb können bis auf wenige Ausnahmen auch nur Schotterwege angelegt werden, die sollen aber zukünftig rollator-gerecht bearbeitet und geglättet werden.

Der Kirchenvorstand und die Gärtner wollen auch dem Wandel zu einer neuen Begräbnis- und Trauerkultur nicht im Wege stehen – Erdbestattungen werden deutlich weniger, Urnenbeisetzungen nehmen stark zu. Die Gemeinde weitet also ihre Angebote aus. So werden zum einen mehr Flächen für die Urnenbeisetzung hergerichtet, außerdem werden Urnengemeinschaftsgräber angelegt. „Da können wir die Erwerber etwa von der Pflege der Anlage entlasten“, so Berthold Hof.

Frühestens nach 25 Jahren können Grabstellen eingezogen und neugestaltet werden. Wann immer solche Flächen aufgelassen werden, soll geprüft werden, welche künftige Nutzung hier wichtig ist. Es können weitere Urnengräber zwischen den älteren Gruften angelegt werden. „Dann laufen da auch mal mehr Menschen vorbei“, sagt Heiner Knostmann. Es können aber auch ökologisch wertvolle Freiflächen sein, deren Pflege dann die Gemeinde übernimmt.

An einem gepflegten Gesamtbild des Friedhofes sind alle interessiert, die Gemeinde so wie die Nutzer. Wer Wahlgräber nutzt, ist für die Pflege dieser Flächen auch verantwortlich. Berthold Hof und Heiner Knostmann freuen sich, dass viele Nutzer ihre Grabstellen mit viel Liebe gestalten. Hof: „Mit denen, die ihre Verpflichtung zur Pflege aus den Augen verloren haben, werden wir jetzt konsequenter das Gespräch suchen müssen“. Immer dort, wo sich die Natur die Flächen übermäßig stark zurückgeholt hat, wird das passieren.

Manchmal sind die Grabsteine schon überwuchert oder kleine Bäumchen wachsen. „Das sieht nicht nur nicht schön aus, es stört den Eindruck unseres Friedhofes und der Wildwuchs sät sich über alle anderen Gräber und Wege weiter aus“, klagt Heiner Knostmann. Wegen der unerwünschten großräumigen Aussaat kann auch leider keine Bienenwiese angelegt werden, es wird bei allen Neupflanzungen aber darauf geachtet möglichst insektenfreundliche Pflanzen zu verwenden. Sogar Obstbäume sind möglich.

Wer nicht in der Lage ist, die eigene Grabstelle zu pflegen, kann sich an das Pfarrbüro der Gemeinde wenden (Tel. 16418). Dort gibt es Informationen über die für den katholischen Friedhof zugelassenen Fachbetriebe.

Stichwort Ökologie: Auf Grabstellen soll möglichst etwas wachsen. „Nicht mehr als etwa zwei Drittel der Fläche darf mit Steinen oder Schotter belegt sein, ein Drittel muss grün sein“, Berthold Hof wird auch darauf achten.

 „Es wird sich eine Menge tun auf unserem Friedhof, dabei sind wir auch auf die Mithilfe und den guten Willen der Friedhofsbesucher angewiesen,“ argumentiert Berthold Hof. „Um die Friedhofsgebühren auf einem erträglichen Niveau zu halten werden wir die Bewirtschaftungskosten immer im Auge behalten und alle Maßnahmen Schritt für Schritt durchführen“.

Infobox Friedhof

  • In früheren Jahrhunderten wurden die Toten auf dem “Kirchhof”, also unmittelbar um die Kirche herum, beigesetzt. Das geschah auch in Schwerte bis ins Jahr 1821. Über 1000 Jahre haben Schwerter Bürger ihre letzte Ruhestätte auf dem Kirchhof um St. Viktor gefunden.
  • Nach der Reformation fanden katholische Beerdigungen in Boele, Hagen, Hörde, Opherdicke, Hennen oder Letnathe statt. Manchmal segnete eine kaktholischer Priester den Leichnam und der evangelische Kollege beerdigte auf einem ev. Friedhof.
  • Die Zahl katholischer Einwohner wuchs, der heute als Stadtpark bekannte Friedhof für katholische, lutherische und reformierte Beerdigungen wurde 1821 eingeweiht.
  • Am 24. Juli 1881 weihte Pfarrer Sengen den hezte noch genutzten katholischen Friedhof ein, Landwirt Gerhard Bäcker hatte das Grundstück günstig abgegeben. Die Gemeinde verschuldete sich trotzdem dafür bie der Stadtsparkasse.

PM: Kath. Pfarrgemeinde St. Marien Schwerte

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