Kulturelles Verständnis füreinander ebnet gemeinsamen Weg

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Foto: Schwerter Mitte

Rege Debatte zu Lebensgeschichten türkischer junger Frauen nach ihrer Heirat nach Deutschland

Warum wurde nichts unternommen? Was hätte anders gemacht werden müssen? Gab es eine andere Wahl? Autorin und Kultur- und Bildungs-Referentin Seyhan Dilsat löste mit ihrer Lesung in der Schwerter Zwischen-Mitte zum Lebens- und Leidensweg junger türkischer Frauen, die teils im Teenager-Alter in eine Ehe nach Deutschland gekommen sind, eine rege und spannende Diskussion aus.

In der Veranstaltung unter dem Titel „Heimat ver*rückt – Neue Wurzeln in det Fremde“ von Schwerter Mitte, dem Verein Türkischer Elternbund, dem Gleichstellungsbüro und der Stadtbücherei wurden biographische Frauen-Geschichten vorgetragen, die in dem Buch “Mechule Giden Gelinler” zusammengestellt sind. 

Sie erzählen von Einsamkeit, Isolation durch mangelnde Sprachkenntnisse, Abwesenheit von Liebe, emotionaler Vernachlässigung, fehlender Unterstützung im Umfeld und vom Durchhalten in der Ehe zum Wohle der Kinder. Kraft schöpften die Frauen aus dem Ziel, dass es ihren Kindern einmal besser ergehen solle als ihnen. So sorgten sie für gute Schul- und Universitätsbildung der Kinder, so dass diese heute ein selbstbestimmtes und offenes Leben führen können – anders als die Mütter.   

Im interessanten Austausch mit den Besucher:innen  zeigten sich unterschiedliche Perspektiven und auch unterschiedliche emotionale Betroffenheit der verschiedenen Geschlechter und der verschiedenen Kulturen zu diesen Biographien. Dabei wurde deutlich, wie wichtig die Einordnung der Lebensgeschichten dieser Frauen, die in den 80er/ 90er Jahren nach Deutschland kamen, in ihre Zeit und in ihren kulturellen Hintergrund ist. 

Als Defizit wurde auch benannt, dass es für diese einsamen Frauen, die ohne Sprachkenntnisse und ohne Liebe nach Deutschland kamen und praktisch in der Isolation ihrer Wohnung gefangen waren, keine offiziellen Hilfsangebote von deutscher Seite oder aus der türkischen Gemeinschaft gegeben habe. 

Aynur Yavuz, Vorsitzende des Türkischen Elternbunds Schwerte, schilderte die aktuellen Bemühungen ihres Vereins, türkische Frauen in gemeinsame Freizeit-Aktivitäten einzubinden. So werde Gelegenheit geschaffen, dass die Frauen aus ihrer traditionellen Familienrolle herauskommen und auch einmal Unternehmungen nur für sich selbst in ihren Alltag einbringen können. 

Autorin Seyhan Dilsat betonte zum Schluss die Wichtigkeit des gegenseitigen kulturellen Verständnisses für ein gutes Miteinander in unserer heutigen multi-kulturellen Gesellschaft. Das sind gute Voraussetzungen für gegenseitige Unterstützung und für einen gemeinsamen Weg in eine selbstbestimmte Zukunft von Frauen.

PM: Schwerter Mitte

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