Zum Weltaidstag – Ein Kommentar von Uwe Görke-Gott

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Foto: Uwe Görke-Gott

Wenn mir das einer vor 32 Jahren gesagt hätte, dass ich heute diese Zeilen zum Welt-Aids-Tag schreiben würde, hätte ich ihn für einen Schwätzer gehalten.
Aber ich habe bis jetzt den HI-Virus (habe meinen Tim getauft in Anlehnung an Tim und Struppi, die mit Höhen und Tiefen durch das Leben gehen) überlebt.

Am Anfang stand der Tod so nahe:
Lebenserwartung lag bei höchstes 5-10 Jahren.
Heute, wenn alles gut verläuft, reden die Experten von bis zu 50 Jahren mit einer lebenslangen Pillen-Therapie.
Eine komplette Heilung oder eine Impfe ist aber auch 2022 noch nicht möglich!
Aber wer hätte gedacht, dass 2022 HIV zu einer chronischen Krankheit geworden ist? Ich finde, ein Riesenfortschritt!
Ich gehöre zu den Alt-HIV’lern, die viele Menschen noch an AIDS verloren, darunter mein Ex-Freund Frank.
Ich widme den 01.12 besonders ihnen und all denen, die in einem Land leben, die leider (!!!) noch nicht die guten Behandlungsmethoden genießen können wie wir Europäer.
Mein Weg bis zu diesen Zeilen war mit ganz vielen Tiefs und Schmerzen verbunden und Selbstmordgedanken.
Alles konnte ich zum guten wenden – mit meiner Kraft von innen und der Möglichkeit, mir die Seele frei zu reden, ob in Buch/Tagebuch/TV oder Radiostation, Auftritten in Schulen oder Fan-Clubs wie dem FCB-Schwerte-Ruhr.

Nun sind meine Gedanken: Zurück im Leben, aber wie meistere ich mein Älterwerden mit HIV, die Nebenwirkungen der Therapie und Erkrankungen und Altersbeschwerden, die jeder bekommt, auch ohne HIV.
Ich habe gelernt, Begleiterscheinungen der Medikamente in mein Leben miteinzubinden, dazu gehören starke Verdauungsprobleme genauso wie Körperschmerzen und Veränderungen an der Haut und Figur.
Ich checke meinen Körper bei der ID Ambulanz alle 3 Monate durch, um Gefahren frühzeitig zu erkennen.

Ich möchte hier auch mal einen Dank an das tolle Team der ID Ambulanz sagen, das mich seit 1997 mit meinen Wehwehchen begleitet und oft wieder aufgebaut hat.

Mein Wunsch zum WAT ist, dass man die Alt-HIV’ler nicht vergisst, die überlebt haben und zeitweise mit Nebenwirkungen kämpfen, mit denen ein Neuinfizierter zum Glück nichts mehr anfangen kann.

Dass Versicherungen/Arbeitgeber/Ärzte/Menschen weiter ihre Ängste und damit Diskriminierungen abbauen, damit sich viele gedeckt lebende Positive outen können und frei leben können. Dadurch wäre eine Angst weniger im Körper des Betroffenen.
Bei allen Erfolgen zum Thema HIV/AIDS bleibe ich der Meinung, dass es trotzdem das schönste auf der Erde ist, negativ zu bleiben und nicht positiv!
Verharmlose den verdammten Virus nicht, er kann Dein ganzen Leben zerstören, wenn Du die Angst vor der Angst nicht in den Griff bekommst!
Keine Pille in der Welt kann das bändigen.
Die Pillen verlängern dein Leben, was in der Tat gut ist, aber wenn die Probleme im Leben anfangen, bist Du die meiste Zeit auf Dich gestellt und hast die Kraft nicht, dem Virus Paroli zu bieten.
Dann wirst Du zum psychischen Wrack.
Bei den meisten Patienten schlägt eine Therapie ohne Nebenwirkungen an. Aber wer sagt, dass es auch bei Dir so ist?
Schütze Dich vor HIV/HEP und anderen Geschlechtskrankheiten.
Mit Kondomen, PrEP und Schutz durch Therapie kannst du Dich vor HIV schützen.
Das Kondom ist auch 2022 der beste Schutz beim Sex, den wir alle gerne machen.

Ein ganz großes Dankeschön an alle Ehrenamtler auf diesen Planeten für ihre wertvolle Arbeit, die sie auch außerhalb des WAT betreiben!
Viele gedeckt lebende Positive danken es Euch und ich ganz besonders.

Allen Menschen einen schönen WAT und eine schöne besinnliche Adventszeit, denen es nicht so gut geht wünsche ich viel Kraft, um die Situation zu meistern.

Mein Zitat zum Schluss:

Nimm Dir mal die Zeit und sei STOLZ auf DICH …… denn vermutlich hast auch du schon einen harten Weg hinter dir – und trotzdem stehst du jeden Morgen auf und gibst dein BESTES!!!

Besten Gruß Uwe alias Ueffcken

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