Irgendwann in seinen ganz jungen Jahren muss Walter Weiher auch mal in einen Zaubertrank gefallen sein. Das hat nicht zu übermenschlichen physischen Kräften wie bei seinem gallischen Kollegen Obelix geführt, aber es sind andere Dinge, die ihn so unglaublich stark gemacht haben: Beharrlichkeit, Durchsetzungsvermögen, unbändige Lust auf politische Auseinandersetzungen, maßgeschneiderte Eloquenz, riesiges Wissen um seine Stadt und um sein Dorf und ein ausgeprägter Hang zu Kompromissen und sehr streitbarer Kompromisslosigkeit. Da könnte man schon zu dem Schluss kommen, dass Zaubertrank im Spiel gewesen sein muss.
Walter Weiher zwinkert. „Alles angeboren und erlernt“, sagt er wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag, den er am 3. Juli begeht. An seiner Seite wird dann wieder seine Frau Gabriele sein, so wie schon seit 55 Jahren. 1969 heiratete er nämlich seine große Liebe – es war vermutlich der größte aller Meilensteine, die der Jubilar in seinem Leben gesetzt hat. Seitdem begleitet seine Gabi ihn durch dick und dünn – vielleicht ist sie ja die Quelle seiner Kraft. Von wegen Zaubertrank!
Walter Weiher ist als echter Schwerter auf die Welt gekommen. Er wurde in der Poststraße 11 geboren, durchlief seine Schulzeit und absolvierte 1959 eine Lehre als Werkzeugmacher. Damals war er erst 15, doch für Walter Weiher war es eine Verpflichtung, einer Gewerkschaft anzugehören. Er trat in die IG Metall ein und ist ihr Mitglied geblieben – 65 lange Jahre. Zehn Jahre später dann die Hochzeit mit seiner Gabi, weitere zehn Jahre später kam die gemeinsame Tochter auf die Welt. Zwischendurch brachte er sein Maschinenbaustudium an der Abendschule in Hagen zuende.
1972 trat Walter Weiher in die SPD ein, wurde 1980 Vorsitzender im Ortsverein Geisecke. Zwei Jahre später wurde er Ratsmitglied, zehn Jahr später Fraktionschef. Sein großer Widersacher wurde der Christdemokrat Erwin Ettling, der den Geisecker Walter Weiher gerne den Obelix von Geiseckenannte. Unvergessen sind die politischen Duelle der beiden Kontrahenten. Gestritten wurde aber nur in der Sache. Privat besuchte Weiher gemeinsam mit seinem alten Schulfreund Ettling Heimspiele von Borussia Dortmund.
Zwei große Entscheidungen prägten die Zeit Walter Weihers an der Spitze der SPD-Fraktion. Er sorgte für die Übernahme der Stromversorgung durch die Stadtwerke und machte damit die städtische Tochter zu einem großen Dienstleister. Auch die Entwicklung des Ortsteils Geisecke mit Gewerbegebiet und Einkaufszentrum fällt in seine Zeit. Fußballer und Schützen profitierten, ebenso die KiTa An der Ulme. „Die Einwohnerzahl Geiseckes ist durch all diese Maßnahmen auf 3.500 gestiegen“, erinnert sich Walter Weiher nicht ohne Stolz. „Und gleichzeitig wurden 500 neue Arbeitsplätze geschaffen“.
Die Stadt Schwerte würdigte sein langjähriges Engagement im Stadtrat mit der Verleihung des Ehrenrings im Jahr 2004. Das war auch das Jahr, in dem Walter Weiher nach Streit mit den hiesigen Genossen von allen politischen Ämtern in Schwerte zurücktrat und den SPD-Ortsverein wechselte. Er wurde Mitglied in Neheim-Hüsten, wo er auch sein 50. Parteijubiläum feierte. Der Wechsel nach Neheim war nur konsequent. „In meiner ganzen politischen Arbeit habe ich mich immer von klaren und deutlichen Worten leiten lassen“, sagt der Altersjubilar. Der Streit von damals ist ihm heute nicht mehr wichtig. Heute zählt die Familie. „An meinem heutigen Ehrentag möchte ich mich bei meiner Frau für 55 Ehejahre bedanken“, macht Walter Weiher deutlich, was ihm heute am wichtigsten ist. Der große Obelix aus Geisecke kann auch weich.
PM: Stadt Schwerte