Ein glänzend aufgelegter Chor mit einem engagiert und präzise agierenden Dirigenten Maik Morgner, ein gut eingespieltes Musikerensemble inklusive strahlender Trompeten und vier junge aufstrebende Solisten – das waren die Zutaten für eine wunderbare und berührende Aufführung der Kantaten I, IV und VI des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach durch den Chor der Konzertgesellschaft am Samstagabend in der St. Viktor Kirche.
Eigentlich hätten in diesem Jahr die Kantaten IV – VI auf dem Programm gestanden, aber Maik Morgner hatte sich entschieden, auf die fünfte Kantate zu verzichten und stattdessen mit der ersten Kantate zu beginnen, eine Entscheidung, die sicherlich ganz im Sinne des zahlreich erschienen Publikums in der bis auf den letzten Platz besetzten Viktorkirche war.
Bach, der das Oratorium für den Jahreswechsel 1734/35 komponiert hatte, hätte seine helle Freude gehabt an dieser Aufführung. Bereits der monumentale, berühmte Eingangschor mit Pauken und Trompeten „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ gelang dem Chor auf beeindruckende Weise und stimmte das Publikum festlich auf die Geburt Christi sowie das gesamte Werk ein. Die Erzählung der Weihnachtsgeschichte durch den Evangelisten und die Verkündigung der frohen Botschaft durch Engel und Hirten mit der Bassarie „Großer Herr und starker König“ – gesungen von dem jungen Konstantin Stöckle und begleitet vom grandiosen Solotrompeter des WDR-Sinfonieorchesters Peter Mönkediek – wurden abgerundet durch einen prächtigen Choral nach der Melodie „Vom Himmel hoch“.
Die vierte Kantate für den Neujahrstag thematisiert die Namensgebung und Beschneidung Jesu und beginnt mit dem wunderbaren Chor „Fallt mit Danken“ zum Lob des auf Erden erschienen Gottessohnes. Herausragend in dieser Kantate ist die Tenorarie „Ich will nur dir zu Ehren leben“, die von Felix Leander Läpple, der kurzfristig für den erkrankten Boris Pohlmann eingesprungen war, ausdrucksstark dargeboten wurde.
Die sechste Kantate schließlich beschreibt die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland und ihre Anbetung des Jesuskindes und ist vor allem durch den prachtvollen Eingangschor „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ und den innigen Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ gekennzeichnet, bevor der Schlusschoral („Nun seid ihr wohl gerochen“) die Erlösung der Menschheit feiert.
Der Chor der Konzertgesellschaft sang seine Partien mit einer solchen Freude und Hingabe, dass dem Publikum ein ums andere Mal Gänsehautmomente beschert wurden. Sehr beeindruckend waren zwei Duette, die Maik Morgner anstatt mit dem Solosopran mit dem Chorsopran besetzt hatte: rein und klar erklangen die Schwerter Sopranstimmen, was sicherlich auch auf die gute stimmbildnerische Arbeit Morgners mit dem Chor zurückzuführen ist. Leider ist auch in diesem Chor – wie in fast allen Chören – das Verhältnis zwischen Männer- und Frauenstimmen nicht ausgewogen, so dass die Einsätze der Tenöre und Bässe bisweilen etwas zaghaft klangen. Morgner selbst dirigierte alle Kantaten zügig und dynamisch, aber nie hastig, und führte Chor und Orchester sicher und souverän durch das Werk. Auch die Solisten des Abends, allen voran die Sopranistin Cécile Kretz sowie die Mezzosopranistin Johanna Götz, waren eine Bereicherung und konnten überzeugen. Sehr gelungen war in diesem Zusammenhang die sog. ‚Echoarie‘ der 4. Kantate, in der Johanna Götz meisterlich das Echo aus dem Altarraum sang. Das Instrumentalensemble, besetzt mit Musikern verschiedener namhafter Orchester, ist jedes Jahr aufs Neue großartig: ob Klarinetten, Violinen oder Trompeten, alle trugen zu der äußerst gelungenen Aufführung bei. Nach dem verdienten Applaus mit stehenden Ovationen erklang als Zugabe „O du fröhliche“, in das die Zuhörerinnen und Zuhörer begeistert einstimmten, bevor sich alle beseelt auf den Heimweg machten.
Text: Annette Löbbert






